Herr Zwahlen, das Kerngeschäft der MCH Group befindet sich seit mehr als einem Jahr pandemiebedingt im Tiefschlaf. Wie haben Sie die vergangenen zwölf Monate erlebt?
Es war natürlich ein anspruchsvolles und in vielerlei Hinsicht auch schmerzvolles Jahr für uns. Doch obwohl wir die Geschäftstätigkeit in den meisten Bereichen einstellen mussten, hatten wir sehr viel zu tun – mit der Erarbeitung und Umsetzung von Massnahmen zur Bewältigung der COVID-Situation, mit der Entwicklung und Lancierung digitaler Formate, mit der Realisierung der Kapitalerhöhungen und der Stärkung der Aktionärsbasis. Man kann also sagen, wir haben uns in dieser Zeit neu aufgestellt und verstärkt. Aus diesem Grund schauen wir trotz der anhaltenden, pandemiebedingten Unsicherheiten vorsichtig-optimistisch in die Zukunft.
Mal ganz ketzerisch gefragt: In Anbetracht dessen, dass uns das Coronavirus wohl noch eine Weile begleiten wird – kann das Geschäftsmodell der MCH Group überhaupt noch erfolgreich sein?
Zweifellos, gerade die Pandemie zeigt uns, wie sehr die Menschen die persönliche Interaktion benötigen. Unser Geschäftsmodell basiert darauf, den Menschen Erlebnis-Plattformen zu bieten. Schon lange vor dem Ausbruch der Pandemie hat sich aufgrund veränderter Absatzkanäle ein tiefgreifender Wandel im Live Marketing angekündigt. Unsere traditionellen Produkte haben physisch und überwiegend im Messeformat stattgefunden. Dass uns neben der Live-Plattform zunehmend hybride oder rein digitale Plattformen zur Verfügung stehen, ermöglicht eine viel umfassendere Bespielung unserer Communities. Die Kombination unterschiedlicher Formate wie Festival, Event, Summit, Road Show, Competition oder Market Places erlaubt es uns, unseren Kunden eine massgeschneiderte Journey über das ganze Jahr anzubieten. Damit können wir dem Trend nach mehr Erlebnis und Interaktion entsprechen.
Was heisst das konkret, können Sie einige Beispiele dazu nennen?
Im Pandemiejahr haben wir neue Angebote zwangsläufig auf der digitalen Plattform lanciert. Beispiele für unsere ersten digitalen Angebote waren die fünf Ausgaben der «Art Basel Online Viewing Rooms» und das «Swissbau Innovation Lab», eine neue Community-Plattform für die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft. Darüber hinaus haben wir für Firmenkunden in den USA und der Schweiz bereits etliche digitale Events konzipiert und durchgeführt. Damit konnten wir für die Weiterentwicklung digitaler und hybrider Produkte wertvolle Erfahrungen sammeln, die wir laufend in neue Entwicklungen einfliessen lassen.
Doch gerade Bereiche, die alle Sinne ansprechen, können über die elektronischen Kanäle nur teilweise erfasst werden. Ich denke da insbesondere an die neuen Formate der Art Basel, wie funktioniert das da?
Das Ziel der Art Basel ist es, Kunstliebhaber und Sammler auf unseren Business-Plattformen mit den Galerien zusammenzubringen, also sogenanntes Matchmaking zu betreiben. Mit der Einführung der «Online Viewing Rooms» können wir während der Messe und zusätzlich zu weiteren Zeitpunkten danach das Matchmaking auf weitere, nicht physisch anwesende Kunden ausdehnen. Durch den Ausbau unserer digitalen Plattform möchten wir Interessierten zu jeder Zeit und an jedem Ort Zugang zu Produktinformationen und auch Online Shopping-Möglichkeiten bieten. Das kann zum Beispiel über eine elektronische Verkaufsplattform für Kunstwerke geschehen, die an der Messe selbst nicht ausgestellt werden können. Oder über themenspezifische Formate, die zeitlich nicht an den Event gebunden sind. Wir stellen grosses Interesse an beidem fest und sind deshalb überzeugt, dass diese Erweiterungen im Nachgang der Coronakrise weiter an Bedeutung gewinnen werden.