Herr Egloff, Sie haben sich in verschiedenen Funktionen mit den touristischen Auswirkungen der Corona-Krise befasst. Welche Learnings ziehen Sie aus dieser intensiven Zeit?
Im Rückblick finde ich es erstaunlich, dass wir trotz vorhergehenden Epidemien wie bspw. SARS oder Ebola dermassen überrumpelt worden sind von dieser Pandemie. Dennoch bin ich der Meinung, dass unser Land rasch und angemessen gehandelt hat, insbesondere wenn man an die vielen gesetzlichen Vorgaben denkt, welche die demokratischen Prozesse normalerweise verlangsamen. Ich habe auch den Eindruck, dass der Schweizer Weg trotz aller Kritik letztlich ein guter war, der sowohl den gesundheitlichen als auch den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekten Rechnung getragen hat. Aus unzähligen Gesprächen mit den Leistungsträgern weiss ich zudem, dass die versprochenen Hilfsgelder in vielen Fällen zeitnah dort angekommen sind, wo sie gebraucht wurden. Und last but not least konnte ich in meiner Funktion als Leiter zweier touristischer Organisationen feststellen, dass eine ausgewogene Diversifikation der Reisemotive und Märkte noch wichtiger geworden ist als zuvor.
Wie hilft SCIB als Dachorganisation den gebeutelten Destinationen dabei, den Normalbetrieb wieder aufzunehmen? Wie unterstützen Sie Ihre Mitglieder in ihren Bemühungen?
Wir haben während der vergangenen Monate viel Vermittlungs- und Koordinationsarbeit geleistet. Dabei ist es uns ein Anliegen, unseren Mitgliedern stets aktuelle Informationen zur Verfügung zu stellen. Dazu gehört zum Beispiel das Ausarbeiten von Factsheets rund um die gültigen Beschränkungen für Veranstaltungen. Daneben bemühen wir uns darum, die Schweiz als Veranstaltungsort im Gespräch zu halten. Dafür haben wir den Kontakt mit unseren Schlüsselkunden im Ausland sogar noch vertieft. Und schliesslich geht es bei SCIB immer auch um übergeordnete Kommunikationsaufgaben. So haben wir Kampagnen wie beispielsweise Clean&Safe ins Leben gerufen und unzählige Webinare veranstaltet. Ausserdem haben wir die Zeit genutzt, um anstehende Digitalisierungsprojekte voranzutreiben, die am Ende auch wieder unseren Partnern zugutekommen.
Wie muss sich die Destination Basel aus Ihrer Sicht weiterentwickeln, um den Anforderungen der Zukunft gewachsen zu sein?
Grundsätzlich sehe ich das Erfolgsmodell Basel nicht in Gefahr. Wir haben ein 20 Jahre anhaltendes Rekordwachstum hinter uns – anscheinend wurde einiges richtig gemacht. Aber klar ist auch, dass es nun etwas Zeit braucht, um die Löcher im Kongresskalender wieder zu stopfen. Und bis das natürliche Wirtschaftswachstum in Basel die Tendenz zu mehr Online-Meetings wieder kompensiert, dauert es sicher zwei bis drei Jahre. Seitens Basel Tourismus werden wir den Fokus sicherlich sowohl auf den Freizeit- als auch auf den Kongresstourismus legen. Ersterer wird bereits ab Juni aus dem Markt Schweiz wieder anziehen, ab Herbst wird auch Europa wieder zu Gast in Basel sein. Bei Letzterem gilt es, die Vorzüge unserer Stadt weiterhin mit aller Kraft zu kommunizieren. Dafür sollten sämtliche touristischen Akteure vermehrt an einem Strang ziehen. Will heissen: Wir sollten die Interessen der Destination kurzfristig über die eigenen stellen, damit auf lange Sicht alle etwas davon haben. Zudem ist es aus meiner Sicht matchentscheidend, dass wir die Megatrends Nachhaltigkeit und Digitalisierung gewinnbringend in die Produktgestaltung und in das Marketing einbinden.