Frau Schneider-Schneiter, in Sachen Pandemie zeichnet sich langsam eine Erholung ab in unseren Breitengraden. Wie gingen und gehen Ihre Organisation und Ihre Mitglieder mit der Krise um?
Gewisse Branchen sind noch immer stark von den Auswirkungen der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen betroffen. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die ganze Wirtschaft wieder auf dem Wachstumspfad ist, den sie ohne Krise genommen hätte. Dennoch ist es erfreulich, wie weite Teile der regionalen Wirtschaft diese herausfordernde Situation verhältnismässig gut gemeistert haben und sich die Binnenwirtschaft zügig erholt.
Auch die Handelskammer beider Basel hat in dieser ausserordentlichen Zeit ihre Rolle neu justieren müssen: Wir haben unseren Mitgliedern wirtschaftsrelevante Informationen durch unsere AskForce einfach und zeitnah zur Verfügung gestellt und bei Fachfragen den Zugang zu Expertinnen und Experten vermittelt. An den verschiedenen «runden Tischen» der Regierungen haben wir auch in Zeiten der Krise aktiv die Anliegen der Wirtschaft eingebracht. Um weiterhin mit unseren Mitgliedern und Partnern in Kontakt zu bleiben, haben wir auf virtuelle Plattformen, vielfältige Online-Anlässe und Livestreams umgestellt. Wir freuen uns sehr, dass diese neuen Möglichkeiten so gut angenommen wurden.
Welche Branchen waren besonders stark betroffen und wie hat sich das geäussert? Und gibt es auch Wirtschaftszweige, die entgegen dem allgemeinen Trend ein Umsatzwachstum erfahren haben?
Die grossen Opfer der Pandemie sind der Tourismus, die Gastronomie und Hotellerie, die Eventbranche, der Detailhandel und alle damit verbundenen Zulieferer. Viele dieser Betriebe nagen an den Auswirkungen und werden sich nicht so schnell erholen. Zuversichtlicher ist das Baugewerbe, welches von privaten und staatlichen Infrastrukturprojekten profitiert. Auch die Maschinenindustrie kann – dank dem stimulierenden Asienmarkt – zuversichtlicher in die Zukunft schauen. Erfreulich ist auch die Krisenresistenz der Life Sciences-Branche, welche weiterhin ein stabilisierender Faktor für die regionale, aber auch für die nationale Wirtschaft ist.
Die Förderung der Aussenwirtschaft ist eines Ihrer zentralen Anliegen. Welche Märkte erachten Sie für Basel als besonders attraktiv?
Die EU ist der mit Abstand wichtigste Markt für die exportorientierten Unternehmen – rund 51% aller Schweizer Exporte gehen in die EU. Umso wichtiger ist es, dass nach dem Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen die wirtschaftlichen Beziehungen mit diesem wichtigsten Handelspartner stabil bleiben. Wichtige Märkte liegen aber auch in den USA oder in Asien. Dazu braucht es eine kluge und nachhaltige Freihandelspolitik.
Welchen konkreten Handlungsbedarf gibt es auf wirtschaftspolitischer Ebene in der aktuellen Situation?
Der Bundesrat muss alles daransetzen, dass die Bilateralen Verträge mit der EU nicht erodieren, er muss die Verhandlungen mit der EU dazu möglichst bald wieder an die Hand nehmen. Um unseren Zutritt zum EU-Binnenmarkt langfristig zu sichern, werden wir früher oder später ein institutionelles Abkommen abschliessen müssen. Dieser Prozess muss nun nüchtern und ohne ideologische Scheuklappen in die Wege geleitet werden.
Ihre Generalversammlung, die immer auch ein Treffen des Who is Who der Wirtschaft ist, wird am 17. August 2021 im Congress Center Basel stattfinden. Welche Bedeutung messen Sie solchen Live Events in der Zukunft bei?
Gerade nach diesen unzähligen pandemiebedingten Videokonferenzen freuen wir uns nun auf den persönlichen Austausch mit unseren Mitgliedern. Ein starkes Netzwerk ist für den Unternehmenserfolg zentral. Dass wir für diesen Grossanlass auf Infrastrukturen wie diese des Congress Center Basel zählen können, ist eine unverzichtbare Voraussetzung. Damit das auch in Zukunft so bleibt, soll Basel als Kongress- und Eventstandort unbedingt weiter gefördert und gestärkt werden. Dieses Potenzial wirkt sich direkt auf unseren Wirtschaftsstandort aus und sorgt weiterhin für unseren Wohlstand.